Er entwarf Fahrzeuge, tägliche Gebrauchsgegenstände und Möbel, darunter die bekanntesten Produkte aus dem Angebot der Firma Kusch+Co, die als einer der Ersten sein Talent erkannt hatte. Im Alter von 91 Jahren verstarb Luigi Colani – Visionär und Designer, dessen Ideen seiner Epoche voraus waren.
Die Wege von Luigi Colani und der zur Nowy Styl Group gehörenden Firma Kusch+Co kreuzten sich vor über 50 Jahren. Colani kam an den Sitz der Gesellschaft in Hallenberg als beginnender, arbeitsuchender Designer. Ernst Kusch, der Gründer der Firma, beschloss, ihm eine Chance zu geben und stellte ihn mit einem Einjahresvertrag ein. Der Designer erhielt von ihm freie Hand bei der Realisierung seiner Konzepte, die von Anfang an das Schema der Epoche durchbrachen, durch Frische und sogar avantgardistischen Charakter bestachen.
- Während des einjährigen Aufenthalts in unserer Firma verbrauchte Colani etwa 8 Tonnen Gips zur Herstellung der verschiedensten Prototypen von Möbeln. Obwohl die Mehrzahl davon nie das Produktionsstadium erreichte, stellen seine Werke den Beweis für seine visionären Ideen sowie den Mut von Ernst Kusch dar, der ihm entsprechende Bedingungen zum Experimentieren schuf. Diese Eigenschaft vererbte Ernst an seinen Sohn Dieter, und dieser wiederum an die nächste Generation. Auf diese Weise sind heute Offenheit für Neuheiten und Mut ein Teil der DNA unserer Firma – erzählt die Kusch+Co Geschäftsführerin Ricarda Kusch, Enkelin von Ernst und Tochter von Dieter, die gleichzeitig die besondere Bindung und das Verständnis unterstreicht, die den Designer mit ihrem Großvater verbanden.
Dieter Kusch und Luigi Colani
Das berühmteste Werk, das Colani für Kusch+Co schuf, ist die Kollektion aus dem Jahre 1968, die den Namen des Designers trägt – „Colani Collection“. Ihr Aushängeschild ist die Liege TV-relax, die der Firma mit ihrer avantgardistischen Form Weltruhm einbrachte. Die Serienproduktion der Kollektion wurde jedoch erst im Jahre 2005 aufgenommen – man findet sie in zahlreichen berühmten Objekten, wie im Terminal des Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle oder im Berliner Sitz des Fernsehsenders MTV. Gern werden die Möbel von Kennern der Architektur, der Kunst und des Designs sowie von Firmen erworben, denen daran liegt, dass ihre Räumlichkeiten, etwa der Warte- oder Erholungsbereich, zu einer Visitenkarte ihres Unternehmens werden.
Außer Möbel entwarf Colani unter anderem auch Fahrzeuge und tägliche Gebrauchsgegenstände. Ähnlich wie im Falle der für Kusch+Co erschaffenen Entwürfe wurde nur ein Teil von ihnen realisiert. Ein Hindernis stellten dabei oftmals Beschränkungen in den Produktionsmöglichkeiten sowie Ängste vor der Reaktion der Kunden dar. Nach Ansicht vieler Entscheidungsträger waren die Entwürfe von Colani für ihre Zeit zu mutig. Trotzdem blieb der Designer seiner Vision des Gebrauchsdesigns immer treu.
Photo: Marburger Tapetenfabrik